Rassekurzportrait Sibirian Husky

 

 

 

 

 

Interessenten für die Rasse Sibirian Husky sollten grundsätzlich bedenken, für welche Zwecke diese Hunde in der Vergangenheit gezüchtet wurden: Sie mussten unter extrem harten Wetterbedingungen Menschen samt Schlitten von A nach B befördern. Irgendwelche Sentimentalitäten haben sich die Inuit dabei nicht geleistet: Hunde, die Schwäche zeigten, wurden getötet und verfüttert. Diese sehr harte Auslese hat natürlich keine "Weicheier" übriggelassen.
Da er ungewöhnlich aussieht, wurde er in Mitteleuropa leicht zum Modehund, was viele Leute an den Rand des Nervenzusammenbruchs brachte, ebenso viele Hunde aber auch unglücklich machte.
Diese Hunde gehören in die Hände von Leuten, die genau wissen, wie sie einen Hund ohne Gewalt davon überzeugen können, dass sie, die Hundehalter, Herr im Haus sind. Der Husky braucht viel Beschäftigung, sehr viel Bewegung (am besten an einem Hundewagen oder im Winter vor einem Schlitten). Es ist kein Hund, der einfach ohne Leine durch einen Park schlendern kann.
Die meisten Huskies haben eine gute Portion
Jagdinstinkt in sich, was zur Folge hat, dass die Hühner oder auch Nachbars Katzen leicht Beute werden können.
Ein Husky, der sich zu Tode langweilt und ausserdem zu wenig Bewegung hat, kann zu einem Zerstörer werden: er sucht sich dann seine Aufgabe....
Deshalb die Grundvoraussetzung für Interessenten: Ausbruchsicheres, eingezäuntes Grundstück, regelmässig viel Bewegung bei Wind und Wetter, am besten einen zweiten Hund dieser Rasse (am besten schon erzogen und etwas älter) und Erfahrung im Umgang mit Hunden (bevorzugt mit Nordischen Rassen).

 


Geliebt, gehasst und häufig verstoßen

Von Klaus Veit

 

Was kostet ein Schlittenhund? Mindestens 300 000 Euro, zumindest wenn er artgerecht und unproblematisch gehalten werden soll!

Der Hund ist dabei nicht einmal so teuer, kostet vielleicht gut 500 Euro. Schließlich sind viele Tierheime voll von den zunächst einfach süß aussehenden und anhänglichen Vierbeinern, die von ihren Besitzern am Anfang gehätschelt, dann beschimpft sowie verdammt und schließlich verstoßen werden. Denn ein Schlittenhund ist anspruchsvoll, egal ob er einer der weit verbreiteten Sibirian Huskys, ein wuschelig-weißer Samojede, ein rauer Grönlandhund oder ein kräftiger Alaskan Malamute ist. Schnell wird der Besitzer merken, dass sich die fröhlich-freundlichen blauen oder braunen Augen verfinstern, wenn sie alleine gelassen werden.

Eine Viertelstunde in der Wohnung oder im Auto reichen dem temperamentvollen Etwas aus, um den Teppichboden zu zerstören oder die Sitzpolster aufzuschlitzen – rasch sind weitere 1000 Euro ausgegeben. Etwa die gleiche Summe wird fällig für Versicherungen, Impfungen, Steuern, Halsband, Leine, Geschirr, Spielzeug und ein zweites Geschirr, weil er das erste zerkaut hat.

Nicht schlimm, denn der Hund soll es gut haben. Und weil ein verantwortungsvoller Hundeliebhaber weiß, dass es sich bei seinem Freund um ein Rudeltier handelt, so geht er erneut ins Tierheim. Damit die Kerle ihren Spaß haben und er nicht konditionell überfordert ist, kauft er nebenan gleich noch ein neues Mountainbike. Einschließlich Impfungen, Steuern, Versicherungen, Halsband, Leine, Geschirr, Spielzeug, ein zweites Geschirr (siehe oben) sind dann schon wieder 2500 Euro weg.

Spätestens, wenn sich das Herrchen von seinem Fahrradsturz erholt hat, weil Hund A nach rechts und Hund B nach links in die Büsche wollte, wird in der Familie über die Anschaffung eines Trainingsschlittens diskutiert. Für 600 Euro wird ein entsprechendes Gerät gekauft.

Nachdem sich der Nachbar zum x-ten Male über die tiefen Löcher in seinen Rosenrabatten beschwert hat – Buddeln gehört zur hündischen Lieblingsbeschäftigung –, wird der Gartenzaun für 3000 Euro erhöht. Eine Ausgabe, die sich im Nachhinein als überflüssig herausstellen wird. Denn die Familie ist längst erkrankt. Am Husky-Fieber. Halluzinationen von großen Schlittengespannen vernebeln immer häufiger die Gedanken, sechs weitere Huskys, sechs Leinen, sechs Halsbänder, elf Geschirre (einer verhält sich untypisch) werden angeschafft, Finanzamt, Versicherung und Tierarzt erhalten ihren Beitrag.

Das bisherige Familienleben kommt zum Erliegen, der Nachbar ist einem Nervenzusammenbruch nahe. 30 000 Euro werden fällig, um einen Transporter zu kaufen und mit Zweierboxen zu bestücken, damit die vierbeinigen Sportler zu ihren ersten Wettbewerben gefahren werden können. Der Rennschlitten (4000 Euro) ist hingegen richtig günstig.

Doch es hilft auf Dauer nichts – die alten Zäune können zurück gebaut werden, das einsam liegende Eigenheim muss her. Nahe am Wald ist es für 250 000 Euro ein Schnäppchen, die 10 000 Euro für die Zwingeranlage für zunächst zwölf Hunde – man weiß ja nie – fallen da nicht mehr besonders ins Gewicht. Dafür werden sogar häufig Anwaltskosten wegen der Rechtsstreitigkeiten mit den Nachbarn gespart.

Sicher viel Geld für "einen" Hund. Wird dafür das Wohneigentum nun gut geschützt? Leider nein. Schlittenhunde begrüßen jeden Fremden mit freundlichem Schwanzwedeln und lautstarkem Gebell – und helfen anschließend dem Einbrecher, sein Diebesgut weg zu tragen. Menschenfreundlich sind sie, so wie es ihnen die Inuit früher beigebracht hatten. Ein Hund, der Fremde angreift, war am Polarkreis fehl am Platze. Und wurde von seinem Besitzer kurzerhand getötet. So wurden über Jahrtausende hinweg in Nordsibirien, in Alaska, im hohen Norden Kanadas und in Grönland immer freundlichere Exemplare gezüchtet. Der aus Sibirien stammende Samojede beispielsweise, der etwas an einen Spitz erinnert, scheint richtig lachen zu können. Trotzdem: Einen eigenen Kopf haben alle. Neben ihrem unbändigen Bewegungsdrang können Schlittenhunde ihre Freude an der Jagd nicht immer verbergen. Auch deshalb werden sie besser an der Leine gehalten.

Der Musher, wie der Gespannführer nach dem französischen "marche" (marschieren) genannt wird, hat meist alle Hände (und Füße) voll zu tun, um seine Meute unter Kontrolle zu behalten. Vor lauter Vorfreude beginnt ein ohrenbetäubender Lärm, wenn der erste Hund vor den Schlitten gespannt wird. Die laufwilligen Vierbeiner zerren an ihren Ketten, machen regelrechte Bocksprünge, können kaum erwarten, dass die wilde Hatz endlich beginnt.

Rund 2000 Schlittenhundegespanne gibt es in Deutschland, fast ein Drittel wird von Frauen dirigiert. Mit einem lauten "Gee" (rechts) und "Haw" (links) werden die Leithunde und damit das gesamte Gespann durch die Landschaft gesteuert.

Auch die Musherin muss bergauf den Schlitten schieben, um ihre Vierbeiner zu entlasten, muss bergab die Balance auf den schmalen Holzkufen halten und notfalls den stählernen "Anker" werfen, um das Gespann zum Stehen zu zu bringen, weil der Schlitten bei einer Bodenwelle umgestürzt ist.

Schlittenhunderennen gehen über verschiedene Distanzen, es gibt Sprintwettbewerbe bis hin zu Marathonwettbewerben. Das weltweit bekannteste Rennen findet seit 1973 jährlich in Alaska statt, der Iditarod-Trail. Er erinnert an eine sensationelle Rettungstat im Jahr 1925, als 2000 Einwohner der Stadt Nome nur durch die Leistungsfähigkeit von 20 Hundegespannen gerettet werden konnten. Denn als in Alaska die Diphterie ausbrach, musste ein Impfstoff so schnell wie möglich zu den Erkrankten gebracht werden. Bei Temperaturen von minus 45 Grad rannten die Gespanne, zuvor schon für die Goldgräber unersetzliche Helfer, in Form einer Stafette los und legten die 1800 Kilometer lange Strecke trotz Schneestürmen in gerade einmal gut fünf Tagen zurück – normalerweise wurden 25 Tage benötigt. Inzwischen werden Schlittenhunde mit anderen, schnelleren Rassen – beispielsweise Jagdhunden – gekreuzt, damit sie noch leistungsfähiger werden.

Während in Nordamerika bei solchen Rennen nicht nur großer Ruhm, sondern auch hohe Geldsummen zu gewinnen sind, starten die europäischen Musher zum reinen Vergnügen. Selbst bei der vom 20. bis 23. Februar in der 800-Seelen-Gemeinde Werfenweng stattfindenden Weltmeisterschaft wird der Sieger außer einer Urkunde und einem Pokal nichts erhalten (www.schlittenhundewm.at). Mehr als 1000 Schlittenhunde werden den beschaulichen Bergort im Salzburger Land mit ihrem Temperament zu nie erlebtem Leben erwecken. Zwischen acht und 20 Kilometer lang werden die Trails im Tennengebirge sein, je nach Wettkampf-Kategorie, die sich nach der Anzahl der Hunde richtet. Es beginnt mit dem "Skijöring", bei dem der Musher seinem einzigen Hund auf Langlaufskiern folgt, und endet mit der offenen Klasse, in der neun und mehr Hunde vor einen Schlitten gespannt werden.

Ob einzeln oder im Gespann, alle Hunde werden tüchtig etwas "verputzen". Der Speiseplan ist nicht von schlechten Eltern: Ein knappes Pfund rohes Rindfleisch täglich frisst ein sportlicher Vierbeiner – ausschließlich hochwertiges Muskelfleisch, keine Innereien. Hinzu kommen Hochleistungstrockenfutter, im Winter etwas Rapsöl zur Energiegewinnung, spezielle Vitamine und vier Liter Flüssigkeit. Damit es auch richtig schmeckt, wird das Wasser mit Lachs-, Saibling- oder Forellenresten vermischt. Ein Schlittenhund ist eben auch bei Tisch etwas anspruchsvoll. Wer sich auch jetzt noch einen Schlittenhund zulegen möchte, der sollte sich einige weitere Fragen stellen. Ob er bei jedem Wetter mehrere Stunden mit seinen Tieren unterwegs sein will. Ob er nichts gegen Haare in seiner Umgebung hat, denn jeder Schlittenhund wechselt mindestens einmal pro Jahr sein Fell. Und ob er Hundebesitzer, die ihre Tiere immer an der Leine führen, für Tierquäler hält. Denn der Bewegungsdrang ist bei Schlittenhunden so ausgeprägt, dass sie nicht auf heran brausende Autos achten werden, wenn sie etwas Interessantes auf der anderen Straßenseite entdeckt haben.

Sandra Mirosavljevic aus dem österreichischen Eggenburg gehört zu denjenigen, die sich von allen Nachteilen nicht abschrecken ließ. Für sie und ihren Partner begann am 7. März 1996 ("Genau um 16 Uhr") ein neuer Lebensabschnitt, als sie ihren ersten Husky aus dem Tierheim holten. Inzwischen sind sie umgezogen, haben sich einen Transporter gekauft und all die anderen notwendigen Dinge zugelegt. Und sie haben aus ihren Fehlern gelernt.

Beispielsweise, dass Schlittenhunde nicht unbedingt schon morgens um sechs ihre erste Laufeinheit absolvieren müssen. Oder dass auch ein junger Schlittenhund dosiertes Laufen bevorzugt, damit er nicht schlapp macht.

Sie wissen jetzt, wie sensibel ihre Vierbeiner sein können, dass diese nach drei Stunden vor dem TV-Gerät lieber wieder an die frische Luft wollen, dass sie richtig schmollen, wenn sie im Gegensatz zu ihren Gefährten nicht vor den Schlitten gespannt werden. Dass sie der beste Freund des Menschen sein können.

Ach ja, inzwischen besitzen sie dreizehn Schlittenhunde. Dabei soll es auch bleiben. Höchstens zwei sollen noch dazu kommen. Denn mehr sind im Transporter nicht unterzubringen.

Ein Schlittenhund soll ja möglichst nicht mehr kosten als 300000 Euro.

Artikel vom 8.2.2003
Quelle:
+http://www.rhein-main.net

 

+ zum Seitenanfang